Die Schulen des Halleschen Pietismus gehören zu den einflussreichsten schulgeschichtlichen Gründungen Mitteldeutschlands im frühen 18. Jahrhundert. Dieser Sammelband geht auf eine wissenschaftliche Tagung zurück, auf der die Ergebnisse eines bildungsgeschichtlichen Forschungsprojektes zu diesen Schulen vorgestellt und mit internationalen Experten aus Erziehungswissenschaft, Geschichtswissenschaft, Kirchengeschichte und Soziologie diskutiert wurden. Die einzelnen Beiträge beschäftigen sich vor allem mit der Bedeutung von Bildung im Kontext der Frömmigkeitsbewegungen und der Konfessionalisierung des 17. und 18. Jahrhunderts. Sie zeigen, dass empirische Studien zu einzelnen Institutionen oder Institutionsverbünden des Bildungswesens unsere Kenntnisse über die gesellschaftlichen Veränderungen in der Frühen Neuzeit immer noch erheblich erweitern. Als aktuellen Beitrag zur Methodologie der historischen Bildungsforschung werden am Beispiel der pietistischen Erziehung und der Jesuitenerziehung im 17. und frühen 18. Jahrhundert lange dominante Forschungstraditionen problematisiert, in denen die Erziehungsgeschichte als gradlinige Säkularisierungsgeschichte begriffen wurde.