Die Arbeit fragt nach den praktischen Umsetzungsmöglichkeiten der im halleschen Pietismus formulierten pädagogischen Theorie. Der Focus wird dabei auf die Lehrer als die potenziellen Multiplikatoren der Reformvorstellungen August Hermann Franckes gerichtet.
In den von Francke gegründeten Anstalten wurden Theologiestudenten der Universität Halle als Lehrer eingesetzt. Um auf diese Tätigkeit vorbereitet zu werden, durchliefen sie eigens zu diesem Zweck gegründete Einrichtungen, denen in der Forschung bislang eine zentrale Rolle bei der Herausbildung moderner Formen der Lehrerbildung zugebilligt wird. Die vom Autor vorgenommene Auswertung serieller Quellen aus dem Archiv der Franckeschen Stiftungen ermöglicht erstmals eine differenzierende Sicht auf diese Einrichtungen. In einem zweiten Schritt wird nach dem Maß der Übereinstimmung von pädagogischer Theorie und Praxis in den Schulen des halleschen Waisenhauses gefragt und dabei wiederum das Lehrpersonal in den Blick genommen. Nach der Auswertung eines breiten Quellenmaterials müssen Einschätzungen, die ein überwiegend negatives Bild von dem Verhältnis zwischen Erziehungstheorie und Erziehungspraxis gezeichnet haben, relativiert werden. Schließlich wird in insgesamt sechs Fallstudien der Frage nachgegangen, welche Rolle das in Halle ausgebildete Lehrpersonal bei der Verbreitung der Reformideen Franckes gespielt hat. Entgegen den bisherigen Urteilen fällt das Resümee in diesem Punkt eher zurückhaltend aus.