Während die bürgerliche Frau noch Korsett trug und in ihrem Bewegungsradiusauch sonst sehr eingeschränkt war, sprengten weibliche Herkulesse im Zirkusdie Ketten, betteten ihr Haupt ins Maul eines Löwen, zeigten Kunststückeauf Pferderücken und am Trapez, wurden anerkannt und bewundert. Oftmalsunverheiratet, präsentierten sie ihren Körper und ihre Leistung in der Öffentlichkeit,arbeiteten auch als Mütter weiter, verdienten ihren Lebensunterhaltselbst und bereisten die ganze Welt. Sie waren kaltblütig und stark, mutig unddurchsetzungsfähig, selbstbewusst und unerschrocken. Ihr Künstlertum warschillernd und unkonventionell, dabei aber weit weniger anrüchig als das vonTheaterschauspielerinnen, Sängerinnen und Tänzerinnen. Und doch war dasLeben im Zirkus hart und entbehrungsreich, ein »Drahtseilakt zwischen Freiheitund Disziplin, Unabhängigkeit und Abhängigkeit«.Es gibt wohl keine Berufswelt, in der Frauen so früh und gleichberechtigtihren Platz eingenommen haben wie in der Manege. In diesem reich bebilderten,sorgfältig recherchierten Buch sind Biographien von erfolgreichenArtistinnen des 19. und frühen 20. Jahrhunderts aus allen Sparten der Zirkuskunstversammelt. Darunter: Claire Heliot, Margarete Kreiser- Barum, Ida Krone,Constance und Paula Busch und Hélène Dutrieu.