Wie Hitler schon wieder zum Führer der Deutschen wird Eichinger, Fest, Knopp und andere sind hier die Kronzeugen einer radikalen geschichtspolitischen Wende. Am Beispiel ihrer Filme und Bücher analysiert Hannes Heer, was sich zur Zeit vollzieht: Es ist wieder hoffähig geworden, allein Hitler zum Sündenbock zu machen und damit die Deutschen aus der Verantwortung zu entlassen. Eine engagierte Polemik gegen die Wende in der Geschichtsbetrachtung. Der Bann ist gebrochen: Vom Dritten Reich wird wieder erzählt, als hätte es nur ein unschuldiges Volk und lauter Opfer gegeben. Vor allem Eichingers inzwischen preisgekrönter Film "Der Untergang" verleiht dieser modisch werdenden Geschichtsdeutung fragwürdige Glaubwürdigkeit. Der Blick durchs Schlüsselloch, die Intimisierung der Apokalypse, macht jeden Zuschauer zum "Zeitzeugen". Unbeschwert von geschichtlichem Wissen weiß er, wie die Geschichte gelaufen ist: Hitler war's! Die Blaupause für diesen Film lieferte das gleichnamige Buch von Joachim Fest, der sich seit den 70er Jahren auf die Chefetage des Dritten Reiches fixiert hat. In Guido Knopps Fernsehserie "Hitlers Helfer" bestätigen die gut dressierten Zeitzeugen, daß 80 Millionen Deutsche nichts als Marionetten waren. Das liest sich anders in dem vernichtenden Urteil Dietrich Bonhoeffers über die deutschen Eliten oder in den jüngsten Familienromanen von Uwe Timm, Wibke Bruns und Tanja Dückers. Hier wird von der freiwillig eingegangenen Verschränkung privater und großer Geschichte erzählt.