Joseph Conrad, der "Tragiker des Westens", ist immer wieder zu seinen Grundthemen, zu elementaren menschlichen Fragen zurückgekehrt: Einsamkeit und Bewährung, Verrat und Treue. Unverwechselbar ist die Kunst des polnischen Landdelmanns, der britischer Bürger und Kapitän wurde und heute als einer der großen Erzähler der Weltliteratur gilt. Tragiker, Epiker: Stets erzählt Conrad Geschichten oder läßt sie erzählen von Handelnden wie von nachdenklichen Zeugen schicksalhafter Geschehnisse. "Geschichten" sind denn auch vier kürzere, novellenharte Prosastücke genannt, die der Autor unter dem Titel 'Im Wechsel der Gezeiten' zusammengefaßt, 1915, im selben Jahr wie 'Sieg', publiziert und 1920 für eine weitere Ausgabe mit einem Vorwort versehen hat. Sie spielen in Conrads vertrauten fernöstlichen Regionen, in London, im Kanal und in einem spukhaften Spanien um 1800. Charaktere und Vortragsweise sind vielfältig, die Rede steht neben der Wortlosigkeit des Handelns aus ungezügeltem Lebenstrieb. Durch die zeit- und ortsbedingte Szenerie scheinen Muster menschlichen Verhaltens und Leidens hindurch, im Epischen pulsieren dramatische Momente. 'Der Dollars wegen' hat Conrad für die Bühne bearbeitet.