Mit der Einführung in die Philosophie der Naturwissenschaften gibt Peter Janich zugleich einen gut verständlichen Überblick über Wissensbildung und Wissenschaftstheorie. Wissenschaft entsteht ihm aus lebensweltlicher Praxis; Wissensinhalte sind nicht als vom Menschen unabhängige "Ideen" vorhanden, die der Naturwissenschaftler zu erkennen trachtet, sondern am Erkenntnisbedarf ausgerichtet. Lange bevor Menschen Wissenschaft trieben, haben sie sich ernährt, Felder angelegt und Nutztiere gehalten, haben sie sich gegen wilde Tiere und Witterungseinflüsse geschützt. Der Jäger und Sammler brauchte vielleicht Entfernungsangaben und damit ein Längenmaß, aber noch kein Flächenmaß; dies wurde erst mit dem Ackerbau und in ihrem Gefolge der Landvermessung gebraucht. Kurz: Meter und Quadratmeter sind nicht immer schon, sondern erst dann vorhanden, wenn sie vom Menschen benötigt und daher erfunden wurden. An den Bereichen Geometrie, Zeitmessung, Stoffkunde, Chemie und Biologie macht Janich deutlich, dass aller Wissenschaft lebensweltliche Praxis vorausgeht, auf der sie aufbaut, um sich dann die Spielregeln der unparteiischen Objektivität zu geben, aus der nur subjektiv erfahrbares Wissen verbannt erscheint. Wissenschaftliche Erfolge werden dadurch nicht herabgemindert. Wohl aber wird deutlich, daß alle Erkenntnis menschlichen Zwecken dient und dass keine unabhängig von menschlicher Erkenntnis existierenden, nur eben noch unerkannten Erkenntnisgegenstände sinnvoll anzunehmen sind.