Der Prager Baumeister Johann Blasius Santini Aichel (1677 - 1723) - einer der erfolgreichsten und meistbeschäftigten Architekten der Barockzeit - ist heute außerhalb seiner Heimat in unverdiente Vergessenheit geraten. In seinem so umfangreichen wie heterogenen Werk ist es vor allem die Gruppe der barockgotischen Werke, die ihm seine Sonderstellung in der Baugeschichte sichert - eine genuin barocke Architektur in explizit gotischer Gewandung. Die Bandbreite reicht hierbei von der trockenen und spröden Pseudogotik des Münsters in Sedletz über die spektakuläre collageartige Konfrontation von Gotik und Barock in Kladrau bis zum grandiosen unzeitgemäßen "Kubismus" der Nepomukkirche in Saar, einem Bau, der sich jeglicher Klassifizierung zu verweigern scheint. Über diese Spezialität hinaus zeigt Santinis OEuvre ein stilistisches Spektrum von erstaunlicher Weite, und so weisen ihn auch seine höchst originellen Beiträge zum böhmischen Radikalbarock als einen Künstler von erstem europäischem Rang aus.